Ausstellungsparcours
Wie war und ist es Künstlern aus vormals sozialistischen Ländern unter dem wirtschaftlichen und ideologischen Druck der 1990er Jahre möglich, ihr philosophisches Wissen und ihre sozialen Erfahrungen durch ihr Schaffen kritisch reflektiert und dabei produktiv weiterzugeben? Das russische Kollektiv Chto Delat?, das 2003 in Petersburg ins Leben gerufen wurde, entfaltet mit seiner interdisziplinären, geradezu holistischen Arbeitsweise neue kraftvolle Möglichkeitsformen post-sozialistischer Kunst. Marx, Brecht und Kollektivarbeit stehen im Vordergrund der um die zehn Mitglieder starken Gruppe, deren Name (übersetzt: Was ist zu tun?) sich direkt von Nikolai Chernyshevskys Roman aus den 1860er Jahren und Lenins darauffolgendem Pamphlet von 1902 ableitet. Mit theoretischen Schriften, Zeitschriften, Theaterstücken, Singspielen und von Brechts Lernstücken inspirierten „Lernfilmen“ entwickelte Chto Delat? auf einmalige Art und Weise eine Kunstform, die das Publikum oft am eigenen Leib erfahren lässt, was die marktkompatible „Westkunst“ alles versäumt hat.
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